Donau Logbuch VI - Main-Donau-Kanal
2411!
Ein Meilenstein oder erst der Anfang?
26.05.2021
Datum
Riedenburg- Kapfelberg
Abschnitt
4:53 h
Reisezeit
3:15 h
Motorstunden
29,5 km - 2 Schleusen
Distanz
105 Kilometer Main-Donau-Kanal liegen hinter uns im Kielwasser, 2411 Kilometer haben wir nun vor dem Bug.
2411…
… Kilometer die neben 18 Schleusen und vier Hauptstädten ganze 10 Länder berühren – mehr als jeder andere Fluss auf der Welt.
… Kilometer die etliche Bäche und Rinnsale vereinen um am Ende 9000 Liter Wasser pro Sekunde ins salzige Nass zu spucken.
… Kilometer die seit Jahrtausenden als Handelsroute zwischen Europa und Asien dienen und schon in längst vergangenen Zeiten Wikinger in das sagenumwobene Konstantinopel führten.
… Kilometer die im Schwarze Meer münden, einem ehemaligen Süßwasser-See, der vor 8400 Jahren beim Bruch des Bosporus voll Salzwasser lief. – Ein Ereignis, das heute auf der ganzen Welt als Sintflut bekannt wurde.
Da bekommt man doch Gänsehaut! Und dabei ist die Liste schier endlos.
In der Schule haben mich die Gewässer und Gebirge Europas kaum interessiert, erst vor rund drei Jahren, als ich das Segeln für mich entdeckte, begann ich die Karte nach blauen Flecken in meiner Umgebung abzusuchen. Da, ein Streifen gar nicht weit weg, Aha! Was ist das denn, wo kommt es her und vor allem wo fließt es hin?
2 Jahre, 7 Bücher und unzählige Forumseinträge später hat man dann sein gesamtes Erspartes für ein Boot ausgegeben, Freunde, Familie und den Job vernachlässigt um dieses umzubauen, seine Seele in der lokalen Bootsschule gegen Wissen und Erfahrung getauscht und all das zusammen mit dem eigenen Leben in 10 Schleusen riskiert.
Kurzum, wir haben es geschafft, vor uns liegt die Donau!
Stolz? Erleichterung? Freude? All das und noch viel mehr, aber vor allem Zweifel. Nicht an dem Boot, meinen Fähigkeiten oder der Reiseplanung, nein Zweifel an der Realität dieser Situation. Die ersten Tropfen Donauwasser gleiten am Kiel vorbei und verwirbeln sich hinter uns mit dem Chaos der Gefühle zu einer magisch-grünen Linie die erstaunlich lange im fließenden Wasser sichtbar bleibt.
Am vierten Tag nach unserer Abreise ist es wie ein neuer Anfang. Der Beginn von etwas großen. Alles war wunderschön bis hier hin aber hier wird traumhaft zum Traum und hier, genau hier beginnt dessen Erfüllung.
Ich blicke nach rechts in den nicht schiffbaren Teil der Donau. Sie hat hier schon 446 Kilometer hinter sich gebracht seitdem sie im Schwarzwald entsprungen ist. Ihre Reise war schon weiter als unsere. Wie gerne wäre ich die gesamte Länge mit ihr geschwommen – vom Anfang bis zum Ende. Aber dieses letzte kleine Detail eines so großen Traumes wird unerfüllt bleiben. Nicht so schlimm, wenn man doch ein so großes Stück vom Kuchen bekommt.
DA! Da ist das erste von vielen, vielen Schildern am Ufer, die uns wie ein Countdown die Kilometer bis ins Schwarze Meer runterzählen werden. Zwei Vier Eins Eins steht darauf, wieder Gänsehaut.
Ich hätte die Tafel am Ufer fast verpasst, denn leider ist es noch immer regnerisch, feucht und kalt. Alle Scheiben des Fahrerhauses sind beschlagen, unter mir eine Pfütze vom Regen, der in der letzten Schleuse zum offenen Dachfenster hereingekommen ist. Meine Pierre Verberght Karte liegt klamm auf den Armaturen und beginnt sich zu wellen. Ungemütlich ist es dennoch nicht, der Motor klappert leise, die Heizung bollert und in Gedanken bin ich schon unter der warmen Dusche, der ersten unserer Reise.
Wir passieren die Marina Saal, einer wahren Institution für Donaufahrer, die aber leider geschlossen hat.
Wir gleiten vorbei an Wäldern, Felsformationen und Tonnen, die das hier fast durchgängige Fahrwasser markieren. Verkehr ist auch nicht mehr als auf dem Kanal, jedoch erfordert das Steuern ein kleinwenig mehr Aufmerksamkeit, denn abseits der markierten Fahrrinne kann es Felsen und Untiefen geben und dank Strömung rasen wir mit sage und schreibe 14 km/h geradezu halsbrecherisch dahin.
Kurze Zeit später fahren wir dann auch schon in den Hafen Donautal ein, eine liebevoll geleitete und idyllisch gelegene Marina am Rande von Kapfelberg. Und was macht man, wenn man die letzten fünf Stunden vom Wasser aus ans Ufer geschaut hat? Richtig, man checkt ein, duscht und stellt sich ans Ufer um auf das Wasser zu blicken.
Wunderschön.
3 Antworten
Mega, Ich find das genial. Einfach so leben wie man will. Die Freiheit ruft, mach weiter so, du hast so Recht.
Hi Marcel, steht ihr noch in Schlögen? Wir sind wieder zurück und diese Tage ab und an in Obernzell zu gange um die Mylos zu holen. Meldet euch, wenn ihr am Boot seit, wir würden euch gerne kennen lernen und auch mal Euer Boot sehen. Viele Grüße, Achim & Helena
Hallo Achim, Hallo Helena,
Das Boot steht momentan in Schlögen doch wir sind anderweitig unterwegs. Ich werde vermutlich am Sonntag (25.7) aufs Boot gehen und alles für die Weiterfahrt vorbereiten und am 2. August fahren wir dann weiter. Wäre toll, wenn man sich noch trifft.
Liebe Grüße
Marcel